Ich lassse Epilepsie nicht mein Leben bestimmen
Ich lassse Epilepsie nicht mein Leben bestimmen
Vor drei Jahren hatte Cyrill V. seinen ersten epileptischen Anfall. Der heute 19-Jährige geht sehr offen mit seiner Krankheit um und will anderen Betroffenen Mut machen.
Cyrill V. ist ein aufgeweckter, positiver und charmanter junger Mann. Dass er seit drei Jahren an Epilepsie leidet, ist ihm nicht anzumerken. Aber er macht auch kein Geheimnis daraus.
Cyrill V. geht sehr offen mit seiner Krankheit um. „Ich habe nun mal diese Krankheit, bin aber trotzdem zufrieden“, sagt er. Er mache das Beste daraus und wolle nicht klagen. Wütend oder verärgert war er nie. Etwas verwirrt und verunsichert, nachdem vor drei Jahren bei ihm Epilepsie diagnostiziert wurde. „Aber ich habe meine Krankheit sehr schnell akzeptiert.“ Mit seiner Familie und auch mit seinen Freunden hat er von Anfang an ehrlich und offen über Epilepsie gesprochen. Es war nie ein Problem. „Meine Freunde hatten zwar viele Fragen, aber keiner behandelt mich deswegen anders, als vorher“, erzählt der 19-Jährige aus Muttenz. Er schämt sich nicht für seine Krankheit. Seine Freunde und auch seine Freundin haben zwar noch nie einen Anfall von Cyrill V. miterlebt, aber sie wüssten, was sie tun müssten im Ernstfall.
“Ich habe nun mal diese Krankheit, bin aber trotzdem zufrieden.”

Vor drei Jahren, nach den Skiferien, fiel er Zuhause gegen den Spiegel und wurde bewusstlos. Cyrill V. hatte seinen ersten Krampfanfall.
Erinnern kann er sich nur bruchstückhaft an zwei Männer in der Ambulanz. Im Spital kam er wieder zu sich und wusste nicht, was mit ihm passiert war. Innerhalb eines Jahres hatte er einen zweiten Anfall und ziemlich genau ein Jahr nach dem ersten, wieder nach den Skiferien, hatte er den dritten.
Daraufhin wurde er mit Medikamenten behandelt und er und seine Familie mussten sich mit der Krankheit Epilepsie auseinandersetzen.
Die Unterstützung seiner Eltern und Geschwister ist gross. Manchmal machen sich seine Eltern in seinen Augen etwas zu grosse Sorgen. Auch wenn er es verstehen kann. „Trotzdem fälle ich meine eigenen Entscheidungen“, sagt Cyrill V. Dies führe immer wieder zu Diskussionen mit seinen Eltern.
Aber auch andere junge Erwachsene in seinem Alter hätten oft Diskussionen mit den Eltern. Er bespreche zwar alles, was mit seiner Krankheit zu tun habe, mit seinen Eltern. „Ihre Meinung ist mir wichtig, wir schliessen auch viele Kompromisse, aber schlussendlich entscheide ich, was für mich richtig ist und was nicht.“ So wollte er zum Beispiel vor einiger Zeit in die lange geplanten Ferien nach Thailand mit seiner Freundin. Seine Eltern waren besorgt, sogar ein Neurologe riet ihm davon ab. Aber Cyrill V. wollte unbedingt gehen, so ging er. Und nichts passierte. „Mir kann auch sonst etwas passieren.“, sagt er.
“Schlussendlich entscheide ich, was für mich richtig ist und was nicht.”

Alle zwei bis drei Monate hat Cyrill V. einen Anfall, kurz vor den Sommerferien war der letzte. Bis dahin hatte er nie Anzeichen gespürt, wenn sich ein epileptischer Anfall anschlich. Doch beim Letzten war es anders. „Ich hatte Schwindel und Kopfschmerzen, war etwas verwirrt. Ich merkte, dass etwas nicht stimmte“, erklärt er. Angst macht ihm die Krankheit keine. Er setzt sich damit auseinander, gibt ihr aber nicht allzuviel Raum in seinem Leben. “Ich lasse die Krankheit nicht mein Leben bestimmen“, sagt der 19-Jährige.
Er spielt leidenschaftlich gerne Handball und macht allgemein gern Sport. Dies brauche er zum Ausgleich und zum Abschalten. Cyrill V. besucht zurzeit das Gymnasium in Muttenz. Das dritte Jahr muss er leider wiederholen. Er vermutet, dass es unter anderem mit seinen Medikamenten zu tun hat, die seine Konzentrations- und Merkfähigkeit seit rund einem halben Jahr stark beeinträchtigen. Doch er will sich nicht zu stark damit beschäftigen, sondern schaut schon wieder optimistisch nach vorne. Nun habe er etwas weniger Druck und mehr Zeit, was auch nicht schlecht sei. Später möchte er vielleicht mal Medizin studieren, fest steht dies aber noch nicht.
“Ich lasse die Krankheit nicht mein Leben bestimmen.”

Dass er mit seiner Geschichte an die Öffentlichkeit geht, macht Cyrill V. auch, um anderen Betroffenen Mut zu machen.
Für seine Maturaarbeit hat er das Thema Epilepsie gewählt und welche Auswirkungen auf den Alltag die Krankheit hat. Er hat verschiedene Interviews und Gespräche mit anderen Betroffenen geführt. Und dabei festgestellt, dass es anderen mit dieser Krankheit viel schlechter geht, als ihm.
Er will andere Betroffene ermutigen, das Steuer selber in die Hand zu nehmen und ihr Leben soweit möglich selber zu bestimmen. Die Porträts, die Cyrill V. im Rahmen seiner Maturaarbeit schreibt, werden zu einem späteren Zeitpunkt in der Jugendbroschüre von Epi-Suisse erscheinen.